Oftmals werde ich gefragt, was die Geschichte hinter Unique Learners ist und wie ich von einer angestellten Lehrerin zur selbständigen Lernbegleiterin wurde.
In diesem Beitrag erzähle ich von meinem persönlichen, spannenden, aber auch nicht immer leichten Weg von der Primarlehrerin an der öffentlichen Schule zur Lernbegleiterin und Gründerin von Unique Learners.
Dabei blicke ich zuerst auf die Zeit zurück, als ich damals als Primarlehrerin angestellt war, und aus Frustration über das starre System meine Stelle an der öffentlichen Schule im Wallis kündigte. Darauf begab ich mich ein Jahr lang auf eine Art Bildungsreise, um neue Schulkonzepte zu entdecken. Und nach einer Neuorientierungsphase im Verlauf des letzten Jahres legte ich die Grundbausteine für Unique Learners.
Primarlehrerin an der öffentlichen Schule
Nach meinem Abschluss an der PH Luzern im Jahr 2014 übernahm ich erste Stellvertretungen und erfüllte mir mit dem ersten Lohn meinen Traum, für mehrere Monate auf Reisen zu gehen. Auf diese Reise gehe ich hier nicht näher ein, da dies den Rahmen eines Blogbeitrags sprengen würde.
Voller Energie, Motivation und Tatendrang startete ich nach meiner Reise mit einer Stellvertretung an der öffentlichen Schule. Im Herbst 2015, als die grosse Flüchtlingskrise war, übernahm ich den DaZ (Deutsch als Zweitsprache) Unterricht für Flüchtlingskinder. Dies war einerseits eine grosse Herausforderung und gleichzeitig eine unfassbar wertvolle und schöne Erfahrung für mich.
Im August 2016 übernahm ich das erste Mal eine eigene Klasse. Während zwei Schuljahren unterrichtete ich als Klassenlehrerin eine 5./6. Klasse. Ich habe sehr viele wundervolle Erinnerungen an die Zeit mit meiner damaligen Klasse und bin auch heute noch stolz auf jedes einzelne Kind.
In diesen zwei Jahren als Klassenlehrerin und auch bei meinen vorherigen Stellvertretungen war ich mehr und mehr mit einem inneren Konflikt konfrontiert. Als Lehrerin hatte ich Aufgaben zu erfüllen, die nicht mit meinen Werten übereinstimmten. Damals war ich mir diesem Wertekonflikt nicht bewusst. Ich wusste einfach, dass es für mich nicht stimmig war.
Ich möchte an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen, welche Situationen und Aufgaben in mir diese inneren Konflikte ausgelöst haben. Ich hege auch keinen Groll gegenüber dem Schulsystem oder der damaligen Schulleitung. Überhaupt nicht. Wie oben gesagt, erinnere ich mich gerne an meine Zeit an dieser Schule zurück und pflege viele schöne Erinnerungen. Doch ich passte irgendwie nicht dahin.
So wie es oftmals bei Kindern heisst, passte auch ich irgendwie als Lehrerin nicht ins Schulsystem.
Die Kündigung
Als ich damals, im Frühjahr 2018, meine Stelle als Primarlehrerin an der öffentlichen Schule nach «nur» drei Jahren kündigte, konnten nur die wenigsten meine Entscheidung verstehen. Einige meiner Teamkollegen und -kolleginnen sahen zwar, dass Vieles falsch lief, schienen sich jedoch mit dem Status Quo abzufinden. Ich konnte das nicht.
Ich hatte bald einmal gemerkt, dass ich in diesem starren System nicht glücklich werde. Bereits nach diesen wenigen Jahren als Lehrperson fühlte ich mich ausgelaugt. Das Gefühl, keinem Kind wirklich gerecht zu werden und den SchülerInnen mit jeder neuen Note einen Stempel aufzudrücken, plagte mich. Stets wurde an den Schwächen geschraubt und die Stärken vernachlässigt. Ständig fand ich mich in irgendeinem Dilemma wieder: Individuelle Förderung vs. Beurteilung, Potentialentfaltung vs. Selektion.
Und zum damaligen Zeitpunkt sah alles danach aus, dass sich in den nächsten Jahren nichts ändern wird. Der Bildungsverantwortliche plädierte dafür, dass Kinder 1 Jahr früher in den Kindergarten gehen, Noten bereits ab der 2. Klasse statt ab der 3. Klasse eingeführt werden und betonte stets wie hervorragend das Walliser Schulsystem sei, da die SchülerInnen in den PISA Studien immer sehr gut abschliessen. Seine Devise: Weiter so, nur noch etwas mehr Druck ausüben und weniger Kindsein lassen.
Spätestens nach einer Rede des obengenannten Bildungsdirektors war für mich klar, dass ich mit meiner Kündigung die richtige Entscheidung getroffen habe. Auch wenn die gut gemeinten "Was willst du denn sonst machen?", "Was machst du denn jetzt?" oder "Dann musst du ja nochmal studieren" mich gelegentlich an meiner Entscheidung zweifeln liessen. Doch rückblickend kann ich mit gutem Gewissen sagen: Ich bin so froh und auch ein kleines bisschen stolz darauf, dass ich damals diesen Schritt gewagt habe. 👣
Meine Bildungsreise
Als ich mich nach der Kündigung ein Jahr lang auf eine Art Bildungsreise begab, um neue Schulkonzepte kennenzulernen, traf ich erstmals Gleichgesinnte. Personen, die mich verstanden und bereits auf den Zug des Bildungswandels aufgestiegen sind.
In meiner Zeit an der Gd Schule Bratsch und der Zeit-Kind-Schule in Luzern konnte ich unglaublich wertvolle Erfahrungen sammeln und tolle Ansätze kennenlernen, die ich auch heute in meine Lernbegleitung einfliessen lasse.
Gerne erwähne ich hier kurz sechs meiner wichtigsten Learnings aus dieser Bildungsreise:
Beziehungsstärke durch achtsame Kommunikation: gewalt- und wertfreie Kommunikation, verschiedenste Ansätze von Vera F. Birkenbihl, das Drama-Dreieck als psychologisches und soziales Modell aus der Transaktionsanalyse
Bewusster Umgang mit Gefühlen: Es gibt keine negativen Gefühle, alle Gefühle sind im Grunde neutral, Gefühle zulassen und in Worten beschreiben
Einbezug der Eltern: In beiden Schulen werden die Eltern in den Lern- und Entwicklungsprozess miteinbezogen, was sich sehr positiv auf die Potentialentfaltung des Kindes auswirkt.
Keine Noten: An der Gd-Schule Bratsch gibt es auf Primarstufe keine Noten. Die intrinsische Motivation des Kindes steht im Zentrum, welche vor allem durch eigene Projekte und persönliche Ziele gefördert wird.
Verantwortung übernehmen: für dein eigenes Lernen und Handeln, eigene Projekte angehen und umsetzen, Du musst dich bewegen, wenn du etwas willst! Es liegt bei dir, für dich einzustehen.
Ressourcenorientierung: Fokus auf die Stärken des Kindes legen, stärkt Selbstvertrauen, eigenen Interessen und Leidenschaften Platz geben
Die wunderbare Atmosphäre und der wertschätzende Umgang an der Schule in Bratsch spiegelt sich auch im einzigartigen Abschiedsgeschenk wieder (s. Bild unten). 💛
Neuorientierung
Trotz diesen bereichernden Erfahrungen hatte ich damals das Gefühl, dass ich erstmals eine Pause vom Schulsystem brauchte, einen Tapetenwechsel. Aus diesem Grund begab ich mich in eine Neuorientierungsphase und probierte viel Neues aus.
Ich war als Freelancerin tätig, besuchte einen Frontend Programmierkurs, arbeitete während ein paar Monaten als Allrounderin in einem Bistro mit regionalem Shop und Museum, absolvierte ein Praktikum im Content Marketing, begann als Freiwillige bei Trash Hero zu arbeiten, setzte mich intensiv mit Persönlichkeitsentwicklung auseinander und übernahm mit der Zeit wieder Stellvertretungen. In dieser Umbruchphase lernte ich unfassbar viel - neben neuen Skills auch viel über mich selbst und die unendlichen Möglichkeiten, die das Leben für uns bereithält.
Das Thema Bildung, welches für mich mehr und mehr zum Begriff Potentialentfaltung überging, blieb während dieser Neuausrichtung stets präsent. Ich merkte, dass mich das Thema immer noch faszinierte und begann mich wieder intensiver damit zu beschäftigen. Mein Wunsch war es, eine Möglichkeit zu finden, mein Interesse für Bildungsthemen und Potentialentfaltung mit meinem Bedürfnis nach viel Gestaltungsfreiraum, Flexibilität und Unabhängigkeit zu vereinbaren.
Auf zu neuen Ufern
Im Verlauf des Jahres 2020 spielte ich erstmals mit dem Gedanken, mich selbständig zu
machen. Als ich im Herbst eine Anfrage erhielt, ein Kind als Privatlehrerin im Homeschooling zu betreuen, führte Eines zum Anderen.
Im Austausch mit meiner Lehrerkollegin Valeria entstand dann gegen Ende des letzten Jahres Unique Learners. Gemeinsam haben wir die Werte und Philosophie von Unique Learners festgelegt und Ideen entwickelt, wie wir EINZIGARTIGE Lösungen für EINZIGARTIGE Familien mit EINZIGARTIGEN Kindern unterstützen wollen. Und im Januar 2021 startete ich mit der ersten Lernbegleitung.
Als Lernbegleiterin - ich bevorzuge diesen Begriff dem der Privatlehrerin - habe ich für mich eine optimale Lösung gefunden. Ich behalte meine Unabhängigkeit und Flexibilität, habe viel Gestaltungsfreiraum, muss mich nicht in ein System quetschen und kann einzelne Kinder auf ihrem individuellen Lernweg begleiten und sie dabei unterstützen, ihr Potential zu entfalten. Jackpot würd ich sagen! 😀
Wie es seit Januar 2021 weiterging und welche inspirierenden Erfahrungen und Begegnungen ich in diesen letzten Monaten gemacht habe, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.
Ich hoffe, dieser Beitrag über meinen persönlichen Weg inspiriert auch dich dazu, deinen eigenen Weg zu gehen und mutig die ersten Schritte zu machen, auch wenn zu Beginn nicht klar ist, wohin es dich führt. 🌺
”NICHT ALLE WERDEN DEINEN WEG VERSTEHEN. DAS IST OKAY. DU BIST HIER, UM DEIN LEBEN ZU LEBEN, NICHT UM ERKLÄRUNGEN ABZUGEBEN.“
Wie immer freue ich mich auf dein Feedback.
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